Einfache Kniffe für den Waldnaturschutz
Wohnungsnot im Wald?
Was haben Schwarzspecht, Waldohreule und Schwarzstorch gemeinsam? Neben zwei weiteren Vogelarten standen sie zur Wahl zum Vogel des Jahres 2025 – und alle drei benötigen Wälder als Lebensraum! Doch unsere Wälder sollen nicht nur dem Naturschutz dienen. Sie liefern mit Holz einen wertvollen und ressourcenschonenden Rohstoff. Wälder verbessern das Klima oder dienen uns als Erholungsort.
Wie Naturschutz und Waldbewirtschaftung zusammengeführt werden können, erklärte Judith Knitl von der Fachstelle Waldnaturschutz Oberpfalz bei einer Waldführung am Walderlebniszentrum (WEZ) in Sinzing.
Was kann ich für den Waldnaturschutz tun?
Allen Waldbesitzern stehen sowohl die Fachstelle Waldnaturschutz als auch der örtlich zuständige Revierförster gerne beratend zur Seite.
„Der Wald ist einerseits eine faszinierende Lebensgemeinschaft aus zahllosen Pflanzen, Pilzen und Tieren, die in vielfachen Beziehungen untereinander verflochten sind und bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum, den Wald, haben. Andererseits stellt auch die Gesellschaft viele Anforderungen an unsere Wälder“, erklärt Judith Knitl.
Die Gemeinwohlfunktionen unseres Waldes
Waldnutzung
- In den Wäldern Bayerns wächst ständig und völlig lautlos ein wertvoller und vielseitiger Roh-, Bau- und Werkstoff nach: Das Holz.
Schutz
- Unsere Wälder sorgen für saubere Luft und reines Trinkwasser, im Gebirge schützen sie vor Lawinen und Steinschlag.
Erholung und Freizeit
- Ob Radfahren, Reiten oder Wandern: Der Wald stellt für den Menschen einen wertvollen Ort für Erholung und Freizeit dar, der eine Fülle von Aktivitäten ermöglicht. Dabei ist der Wald vor allem in Ballungsräumen ein unersetzlicher Erholungsraum.
Erhalt der biologischen Vielfalt
- Der bayerische Wald ist ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche heimische Tier- und Pflanzenarten.
Klar ist: Bewirtschaftete Wälder unterscheiden sich von ungenutzten Wäldern. „Manche für die Artenvielfalt wichtigen Strukturen sind hier deutlich seltener“, so Knitl. Zum Beispiel totes und morsches Holz, Bäume mit Höhlen und Spalten oder Uraltbäum. Dagegen kann man aber etwas tun: „Bei der Waldwirtschaft ist es wichtig, solche Dinge – wo möglich – zu erhalten.“
Bewirtschafter von Wäldern können viel beitragen
Wälder mit verschiedenen passenden, vorwiegend heimischen Baumarten sind Grundlage für den Artenreichtum im Wald. Wenn dabei seltene Baumarten wie Wildobst-Arten oder Eibe erhalten werden, sei das umso besser; an den Blüten von Wildkirsche, Elsbeere und Co finden Insekten Pollen und Nektar und von den Früchten ernähren sich viele Vögel und Kleinsäuger. Das Gleiche gilt für die Vogelbeere und die heimischen Straucharten von der Berberitze über die Hasel bis zum Weißdorn, sagt Försterin Knitl: „Amsel, Drossel, Fink und Star nehmen das Angebot ebenso gerne an wie Haselmaus, Siebenschläfer und Eichhörnchen.“
Im Efeu, der an manchen Bäumen emporklettert, finden Kleinvögel Deckung und Nistplatz und Efeubeeren dienen Vögeln als Nahrung im Vorfrühling. Und dass Weidenkätzchen wichtige Frühjahrsnahrung für Bienen, Hummeln und andere Insekten bieten, wisse jeder Imker. Auch spektakuläre Falter benötigen Weiden: „Die Raupen unserer beiden Schillerfalter-Arten können sich nur an bestimmten Weiden- und Pappelarten entwickeln.“
Der Wohnraum ist knapp
Ganz besondere Bedeutung für das Ökosystem Wald haben Bäume mit bestimmten Merkmalen, die wichtige Lebensraumfunktion („Biotopbäume“) erfüllen: dazu zählen zum Beispiel Faul- oder Spechthöhlen, Risse, Baumpilze und knorrige, uralte Bäume. „Von unseren heimischen Waldvögeln brüten rund ein Drittel in Baumhöhlen und -spalten und Fledermäuse benötigen sie als Tagesquartier. Sind nur wenige solcher Biotopbäume vorhanden, herrscht akute Wohnungsnot im Wald!“, weiß Knitl. Der Schwarzspecht und andere Spechte lindern diesen Notstand, indem sie Höhlen zimmern. Knitl appelliert deshalb: „Helfen wir ihnen dabei, indem wir Höhlenbäume schonen.“ Ebenso wichtig sei es, Bäume mit großen Vogelnestern („Horstbäume“) zu erhalten, denn hier brüten Waldohreule und Schwarzstorch ebenso wie Rotmilan und andere Greifvögel.
Nicht alles Holz muss entfernt werden
Im gesunden Waldlebensraum darf paradoxerweise auch totes Holz nicht fehlen, denn es hilft beim Wasserrückhalt und Nährstoffkreislauf, wird von einer Armada an Kleingetier und Pilzen nach und nach zersetzt und bietet in dieser Zeit tausenden von Arten Nahrung und Schutz.
Nicht nur dürres Reisig ist hier gefragt, sondern auch stärkeres und noch stehendes Totholz. Vom Borkenkäfer befallene Fichten müssen zwar entfernt werden, aber Totholz anderer Baumarten und auch alte dürre Fichten können für die Artenvielfalt belassen werden. Hier bieten sich in den meisten Waldbeständen Bäume an, die wegen ihrer Form oder aufgrund von Schäden am Stamm sowieso keinen hohen wirtschaftlichen Wert haben, wohl aber ein echter Schatz sind für den Lebensraum Wald.