Initiative Zukunftswald
Waldvielfalt erhalten

Blick über die Baumkronen in einem Mischbestand

In Zeiten des sich verändernden Klimas ist ein naturnaher und zukunftsbewusster Waldbau wichtiger denn je. Doch wie können regionale Waldbilder erhalten und sogleich fit für die Zukunft gemacht werden?

Am Beispiel der Jura-Mischwälder sollen Themen wie der Erhalt der Mischbestände, gemischte Naturverjüngung und trockenheitstolerante Baumarten daher im Folgenden erläutert werden. Jede Theorie ist aber nur so gut, wie sie der Praxis entspricht. Deshalb bietet das AELF Amberg-Neumarkt allen Interessierten die Möglichkeit die Flächen, die in besonderen Zusammenhang mit den folgenden Themen stehen, zu besichtigen.

Mischbestände im Oberpfälzer Jura

Weiße Blüte mit grünen Blättern
Mischbestände aus Fichte, Kiefer, Lärche und Buche prägen die Kuppenalb im Jura.
Sie sind stabil, erzeugen wertvolles Holz und bereichern das Landschaftsbild.

Anhand von sechs Beispielen möchten wir Ihnen zeigen, wie durch Lichtsteuerung und Pflege wieder bunt gemischte Bestände nachgezogen werden können.

Um auch bei einem Klimawandel das Risiko noch mehr zu streuen, können Sie die Bestände noch mit Trockenheitstoleranten Baumarten wie Tanne, Schwarzkiefer und Edellaubhölzern anreichern.
Zapfen eines Nadelbaums mit Nadeln
Dieses Projekt konnte nur Dank der Unterstützung von privaten Waldbesitzern und der Stadt Parsberg durchgeführt werden, die ihren Wald mit Sorgfalt und Umsicht bewirtschaften.

Die positiven Beispiele sollen bei anderen Waldbesitzern zur eigenen Zielfindung dienen und zum Nachahmen anregen. Vielen Dank an alle interessierten Besucher und vor allem an alle Eigentümer, in deren Wald wir zu Gast sein dürfen.
Da Sie Gast auf diesen Waldflächen sind, möchten wir Sie noch auf das eigentlich Selbstverständliche hinweisen: Bitte behandeln Sie diese Wälder bei Ihrem Besuch pfleglich und halten Sie die Zäune geschlossen.

Erhalt der Jura-Mischbestände - Stadtwald Parsberg Klapfenberg

Buchenverjüngung unter alten Bäumen
Üppige Buchennaturverjüngung
In dem etwa 80-jährigen Fichten-Buchen-Kiefern-Bestand links des Weges wurde 2011 kräftig aufgelichtet. Trotz des stärkeren Lichteinfalls entwickelte sich eine fast reine Buchenverjüngung. Die vereinzelt aufkommenden Fichten wurden vom Wild verbissen. Um noch etwas Mischung zu erhalten, wurden Fichten und Douglasien einzeln dazwischen gepflanzt bzw. freigestellt und gegen Verbiss geschützt.
Zaun auf Waldboden mit alten Bäumen und Verjüngung
Die Tanne liebt Halbschatten
Um der Buchenverjüngung zuvorzukommen, wurde rechts des Weges 2015 in einen noch geschlossenen Bestand eine Lücke mit rd. 0,1ha Größe geschlagen und Tannen gepflanzt. Im Halbschatten wächst die Tanne gut, muss aber von der bedrängenden Buche freigeschnitten werden. Außerhalb des Zaunes wurde die flächendeckende Buchenverjüngung noch mit einigen Küstentannen in Drahthosen ergänzt.
Douglasie und Lärche brauchen Licht
In einer größeren Lücke wurde die stärker lichtbedürftige Douglasie gepflanzt. Auf einer früheren Rückegasse samten sich noch einige Lärchen an. Die Lärche braucht einen offenen Mineralboden zur Keimung und viel Licht zum weiteren Wachstum.

Anfahrt

Folgen Sie in Klapfenberg dem Rosenthalerweg, fahren Sie unter der Autobahn durch bis zum Waldrand. Die Verjüngungen finden Sie links und rechts des Weges.

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Erziehung hochwertiger Laubholzbestände - Stadtwald Parsberg Willenhofen

Schaft einer Buche mit Blick in die Baumkrone
Auslesedurchforstung
Der Bestand entstand aus einer Erstaufforstung 1991 mit Bergahorn, Kirsche und Buche. Zunächst wurde der Bestand dicht gehalten, damit die unteren Äste absterben. Entnommen wurden nur vorausgewachsene und für Zukunftsbäume bedrängende Grobformen. Bei Erreichen einer astfreien Schaftlänge von acht bis zehn Meter wurde in einem Abstand von rund zehn Meter der qualitativ beste Baum (gerade, astfrei, vital) als Zukunftsbaum („Z-Baum“) ausgesucht und mit einem gelben Punkt markiert.
Schaft eines Zukunftsbaums mit Blick in die Baumkrone
Freistellen des Z-Baumes
Neben diesen Z-Bäumen werden die Bedränger, die in seine Krone wachsen, entnommen. So wird der Zuwachs auf die besten Bäume gelenkt, um hochwertiges, starkes Wertholz zu erzeugen. Hier wurden 2011 20 fm/ha und 2014 nochmal zehn fm/ha entnommen. Der Unterstand aus Buche sollte erhalten werden, um den Schaft der Z-Bäume zu beschatten und die Bildung von Wasserreisern zu verhindern.
Schaft einer Kirsche mit Astloch
Wertastung
Baumarten wie Kirsche, Lärche oder Douglasie verlieren die dürren Äste nicht. Um astfreies, wertvolles Holz zu erzeugen, müssen sie geastet werden. Das erfolgt bei einem Durchmesser von etwa zwölf Zentimetern auf eine Höhe von mindestens sechs Meter mit einem sauberen Schnitt am Astkragen. Dieser darf keinesfalls verletzt werden.

Anfahrt

Fahren Sie von Willenhofen in Richtung See, nach dem Wald rechts am Feldkreuz können Sie Ihr Auto parken. Die Fläche liegt nach etwa 300 m rechts des Schotterweges.

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Gemischte Naturverjüngung - Martina Wölfl Kühnhausen

Eichen- Laerchen- Buchen- Kiefernverjuengung
Saumschlag für die Lichtbaumarten
Der vorherige Wald war ein typischer Jura-Mischbestand mit Fichte, Kiefer, Buche, einzelnen Lärchen, Eichen und Elsbeeren. Unter dem Schirm des Altbestandes war bereits eine bunt gemischte Naturverjüngung aus etwa zehn verschiedenen Baumarten vorhanden. 2007 wurde der Altbestand geerntet. Der plötzliche starke Lichteinfall förderte das Wachstum der lichtbedürftigen Eichen, Lärchen und Kiefern und dämpfte as Wachstum der schattentoleranten Buche.
Mann mit Schutzausrüstung zwischen jungen Buchen
Pflege zum Erhalt der Mischung
In der Jugend wachsen die verschiedenen Baumarten unterschiedlich schnell. Deshalb müssen regelmäßig die unter Druck geratenen Baumarten von der dominanten Konkurrenz befreit werden. 2013 und 2017 wurden bedrängende Buchen an Eiche, Lärche, Kiefer und Fichte zurück genommen. Außerdem wurden vorgewachsene Weiden und Birken gefällt, wenn sie die gewünschten Baumarten unterdrückten.
Buchenverjüngung unter alten Bäumen
Früh, mäßig und oft pflegen
Intensive Mischungen erfordern einen höheren Pflegeaufwand, denn die Nadelbäume sollten genügend Abstand haben, damit sie stabil bleiben. Die Laubbäume dagegen sollten zunächst eng aufwachsen, um astfreie Stämme zu bekommen. Seltene Baumarten wie Elsbeere, Wildbirne und auch die Eichen werden gefördert.

Anfahrt

Fahren Sie von Hörmannsdorf in Richtung Hohenfels. Beim Steinbruch biegen Sie rechts ab nach Ödenthurn. In Ödenthurn biegen Sie links ab und fahren bis zum Waldrand. Die Fläche befindet sich nach 50 m bergauf rechts des Weges.

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Trockenheitstolerante Baumarten - Stadtwald Parsberg Willenhofen

Edellaubhölzer
Auf sehr trockenen Kalkböden ist die Baumartenwahl deutlich eingeschränkt. Spitzahorn, Kirsche, Linde und Elsbeere zeigen noch ein befriedigendes Wachstum. Hier wurden noch Schwarzkiefer und Baumhasel gepflanzt, um die Vielfalt zu erhöhen und das Risiko in einem künftig möglicherweise trockeneren und heißeren Klima besser zu streuen.
Schwarzkiefer
Die Schwarzkiefer stammt aus Südeuropa und wird seit etwa 150 Jahren bei uns angebaut. Sie unterscheidet sich von der heimischen Waldkiefer durch lange dunkle Nadeln und die fehlende Spiegelrinde. Sie ist eine der wenigen Nadelbäume, die auch auf trockenen Kalkböden noch gut wachsen. Ihr Holz ähnelt dem der Waldkiefer, ist aber harzreicher. Die Schwarzkiefern im Altbestand sind ca.120 Jahre alt, die Pflanzung ist von 2017.
Baumhasel
Die Baumhasel stammt aus Südost-Europa und der Türkei. Sie wird bis zu 30 m hoch. Die Blätter ähneln unserer heimischen Hasel, sind aber spitzer. Sie ist unempfindlich gegenüber Trockenheit und Hitze und damit eine Alternative für den Klimawandel. Das Holz ist hell-rötlich (manchmal als „Rosenholz“ bezeichnet) und für den Bau von Möbeln geeignet.
Junges Blatt eins Spitzahorns

Spitzahorn

Blätter einer Kirsche

Kirsche

Blätter einer Linde

Linde

Blätter einer Elsbeere

Elsbeere

Kleine Schwarzkiefernverjüngung auf Waldboden

Schwarzkiefer

Ast einer Schwarzkiefer mit Nadeln und Zapfen

Schwarzkiefer

Kleine Baumhasel mit Blättern

Baumhasel

Anfahrt

Fahren Sie von Willenhofen in Richtung See, nach dem Wald rechts am Feldkreuz können Sie Ihr Auto parken. Die Fläche befindet sich am Gipfel des Berges.

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Tannen-Voranbau - Stadtwald Parsberg Vogelherd

Waldboden mit Brombeeren und Tannenverjuengung
Lückiger Fichtenbestand
Der etwa 60-jährige Fichtenbestand wurde 2011 durchforstet. Zahlreiche Fichten mit alten Gipfelbrüchen wurden dabei entnommen. Dadurch entstanden Lücken im Kronendach. Der Boden ist tiefgründig und gut wasserversorgt. Auf diesem wuchskräftigen Standort soll wieder eine zuwachsstarke Nadelbaumart nachwachsen.
Tannenverjüngung auf Waldboden
Tannen-Vorbau
2012 wurde mit Tanne unterpflanzt. Junge Tannen wachsen besonders gut im Halbschatten. Der Altbestand schützt die kleinen Tannen im Frühling vor Spätfrost und im Sommer vor sengender Sonne. Im Gegensatz zur flachwurzelnden Fichte kann die Tanne mit ihrer Pfahlwurzel auch in trockenen Jahren noch Wasser aus tieferen Bodenschichten erreichen.
Eibe
Zur Erhöhung der Vielfalt wurden am Wegrand einige Eiben gepflanzt. Die Eibe war bis zum Mittelalter in unseren Wäldern häufiger zu finden. Aus ihrem zähen Holz wurden Bögen gebaut. Wie die Tanne verträgt die Eibe sehr lange den Schatten des Altbestandes. Eiben haben spitze, einheitlich grüne Nadeln. Tannen dagegen haben abgerundete Nadeln mit zwei hellen Wachsstreifen auf der Unterseite.
Stammausschnitt einer Eibe mit kleinen Wasserreisern

Eibe

Grüne Nadeln einer Eibe

Eibe

Ast einer Tanne mit hellgrünen Nadeln

Weißtanne

Anfahrt

Verlassen Sie am Ortsausgang von Parsberg in Richtung Süden den Kreisverkehr in die Siedlung Am Vogelherd. Dann fahren Sie gleich wieder rechts am Zeltplatz vorbei bis zum Waldrand. Die Fläche befindet sich geradeaus nach 100m links des Weges.

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Erhalt der Jura-Mischbestände durch Lichtsteuerung - Heinz Winter Velburg

Buchenverjüngung mit braunem Laub
Reine Buchenverjüngung im Halbschatten
Ausgangsbestand war ein Fichten- Kiefern-Buchen-Bestand mit einzelnen Lärchen und Eichen. Ab Ende der 90er Jahre wurde der Bestand allmählich aufgelichtet, hiebsreife Fichten und eingeklemmte Kiefern wurden entnommen. Im Halbschatten verjüngten sich daraufhin v.a. Buchen und einzelne Kirschen. Für Eichen-, Lärchen- und Kiefernverjüngung war es zu dunkel. Die restlichen Altbuchen wurden nach und nach entnommen. Schöne Kiefern, Lärchen und Eichen sollen noch lange als Überhälter stehen bleiben.
Trupp von Weißtannen auf Waldboden
Vielfalt durch Pflege
Im Mittelteil wurde stärker aufgelichtet, damit sich auch die lichtbedürftigeren Nadelbaumarten Fichte und Kiefer verjüngen. Tannen wurden einzeln und in kleinen Trupps dazu gepflanzt. Die Mischbaumarten müssen immer wieder von der starkwüchsigen Buchenverjüngung freigeschnitten werden.
Kiefernverjüngung auf Waldboden
Mehr Licht fördert das Wachstum der Nadelbäume und der Eiche
Im geschlossenen Altbestand wurde 2015/16 eine Lücke mit etwa 0,1 ha Größe geschlagen und Tanne, Fichte und Douglasie gepflanzt. Einzelne Eichen und Kiefern kamen aus Naturverjüngung. Da zu diesem Zeitpunkt noch keine Buchenverjüngung vorhanden war, haben die Nadelbäume einen Wuchsvorsprung vor der dominanten Buche. Das erleichtert die Pflege.

Anfahrt

Fahren Sie von Velburg in Richtung Parsberg. An der Kreuzung nach Hörmannsdorf biegen Sie rechts ab und am nächsten Feldweg nochmal halbrechts. Sie können Ihr Auto am Waldrand parken.

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