Initiative Zukunftswald im Amtsgebiet Der Eichenwald "Höfling" – das Vermächtnis forstlicher Vordenker
Bitte beachten Aktueller Hinweis zum Bestand "Der Eichenwald Höfling"
Vorsicht vor Eichenprozessionsspinner im Bestand In den Sommermonaten kann dieser Waldbestand vom Eichenprozessionsspinner befallen sein! Die Raupen dieses Nachtfalters haben Brennhaare, die das ganze Jahr bei Mensch und Tier allergische Reaktionen auslösen können. Bitte beachten Sie die Hinweise zum Eichenprozessionsspinner auf dieser Seite.
Stiel- und Traubeneiche - Beständigkeit aus Tradition?
Maximilian II von Bayern (Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv)
In der Nähe der Stadt Sulzbach-Rosenberg befindet sich im Spitalholz ein ganz besonderer Waldbestand – der Eichenwald „Höfling“. Der rund 160 jährige Wald gehört der städtischen Bürgerspitalstiftung Sulzbach-Rosenberg und wurde seit jeher durch bayerische Forstbeamte betreut. Er ist das Vermächtnis königlich bayerischer Forstleute, und steht wie kaum ein anderer Wald im Amberg-Sulzbacher Land für die traditionell nachhaltige und weitsichtige bayerische Forstwirtschaft. Die Waldabteilung Höfling beherbergt auf zwei Teilflächen bis zu 40 Meter hohe Eichen stattlicher Dimensionen, deren bis zu 17 Meter astfreie Stämme von der lenkenden Hand mehrerer Förstergenerationen künden.
Der Stieleichenbestand hat einer Vielzahl von „Jahrhundertstürmen“ - erinnert sei nur an die Orkane Vivian und Kyrill – getrotzt und Schäden durch Pilze, Insekten oder Trockenperioden weitgehend abgewehrt oder ausgeheilt. Der Blick in die Vergangenheit untermauert die positive Prognose, die unsere Forstwissenschaftler den heimischen Eichenarten für die Zukunft im Klimawandel geben. Den gegenüber Trockenheit und Wärme relativ toleranten Eichen wird beim Waldumbau in der Oberpfalz eine wichtige Rolle zugewiesen.
Eiche mit Buchen im Nebenbestand (Foto: H.-C. Münnich)
Nach mündlicher Überlieferung örtlicher Forstbeamter wurden Eichenbestände wie dieser ursprünglich auf Erlass König Ludwig I. von Bayern, dem Begründer der ehemaligen Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen begründet, um die Versorgungslage an Schwellen für den Eisenbahnbau sicherzustellen. Begründet wurde dieser Bestand allerdings zu Zeiten der Regentschaft seines Thronfolgers Maximilian II. um 1860. Bereits um 1910 wird der Bestand als 1,5 ha großer, ca. 50 jähriger, „wüchsiger und geschlossener“ Eichenforst beschrieben. Bekannt ist außerdem, dass zwischen 1919 und 1938 die Eichen, zur Pflege der geradschaftigen und astreinen Stämme, erneut mit Buchen unterpflanzt wurden (Unterbau). Die im Zuge dieser „Eichenüberführung“ eingebrachte Bestandsschicht prägt das heutige Bestandsbild entscheidend mit.
Eichenbestand mit stehendem Totholz (Foto: H.-C. Münnich)
Der forstlich geschulte Blick erfreut sich im „Höfling“ nicht nur an der Qualität seiner Eichen und der dafür verantwortlich zeichnenden „dienenden“ Buchen, sondern auch an der Vielzahl der Höhlen- und Biotopbäume, sowie liegendem und stehendem Totholz als Lebensstätte unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Für den Erhalt dieser naturschutzfachlich wertvollen Strukturen erhält die Bürgerspitalstiftung im Rahmen des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms Wald (VNP) eine finanzielle Förderung.
Seit 1986 ist der „Höfling“ wegen seiner qualitativ hervorragend veranlagten Stieleichen zur Saatguternte gemäß Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) zugelassen. Seitdem dürfen die Eicheln der Stieleichen gesammelt und an Waldbesitzer oder Forstbaumschulen zur Nachzucht abgegeben werden. Die letzte Ernte fand im Herbst 2018 statt und ergab eine Saatgutmenge von rund 575 kg, ausreichend für ein bis zwei Hektar Freisaat.
Der Bestand hat sich bis zum heutigen Tage sehr gut entwickelt. Die nächsten 30 bis 40 Jahre sollen die Eichen bis zu Ihrer Zielstärke von 70 cm Brusthöhendurchmesser und mehr weiter ausreifen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf rund 50 Werteichen pro Hektar, die in guter Verteilung große, gesunde, grüne Kronen behalten sollen. Es muss verhindert werden, dass Nachbareichen die Kronen der Werteichen berühren oder Buchen in deren Krone einwachsen (durchstechen). Damit die Kronen der Werteichen nicht leiden und Starkäste absterben, müssen sie circa alle fünf Jahre begutachtet werden und die ggf. bedrängenden Bäume eingeschlagen werden. Die relativ kurze Wiederkehr ist erforderlich, da die Eiche bei eingeengten Kronen, aber auch bei zu starker plötzlicher Lichtgabe Wasserreiser bildet, d.h. neue Äste am Stamm unterhalb der Krone ausbildet, die das Holz entwerten. Die Buchen müssen unbedingt in ihrer dienenden Funktion erhalten werden und weiterhin für eine Beschattung der Eichenstämme sorgen.
Im Alter von rund 190 bis 200 Jahren werden schließlich die hiebsreifen Eichen sukzessive geerntet, bevor aus natürlichen Gründen vermehrt Absterbeprozesse und Holzentwertung einsetzen. Das so gewonnene Eichenholz erzielt derzeit im Schnitt Erlöse von rund 300 bis 500 €/fm, Spitzenstämme auf Wertholzsubmissionen auch weit über 1.000 €/fm. In dieser Verjüngungsphase werden neben den Eichen auch die den Boden stark beschattenden Buchen eingeschlagen, auf dass sich ein junger, neuer Eichenwald ansamen kann und der Kreislauf von neuem beginnt!
Früchte der Traubeneiche (Foto: Dr. Matthias Jantsch)
Waldbestände einer Baumart, die aufgrund ihrer guten, äußeren Erscheinungsmerkmale (z.B. Geradschaftigkeit, Wuchsleistung, Gesundheit, kein Drehwuchs, feinastig) für die Nachzucht geeignet erscheinen, können zur Beerntung zugelassen werden. Forstliches Vermehrungsgut darf nur aus solch zugelassenen Beständen in Verkehr gebracht werden. Grundlagen hierfür bilden das Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) und die einschlägige Zulassungsverordnung. Ziel des FoVG ist die Schaffung gesunder, stabiler und leistungsfähiger Wälder. Dabei spielt die Herkunft des betreffenden Saatgutes die entscheidende Rolle, da die Anpassung an bestimmte Standorte, als auch die qualitative Entwicklung der jungen Bäumchen maßgeblich von der Abstammung des Saatgutes abhängen, d.h. anders ausgedrückt dass beispielsweise eine Buche aus dem Jura mit der kurzen Vegetationszeit und dem Schneereichtum in den Bergmischwäldern des Bayerischen Waldes kaum gut zurechtkommen wird. Besitzer von gut veranlagten Waldbestanden mit einer ausreichenden Zahl beerntbarer Bäume können diese auf ihre Eignung zur Saatguternte prüfen und eintragen lassen und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die genetische Vielfalt unserer Wälder! Und das lohnt sich: Die Vermarktung des Eichen-Saatguts ist bei einem Preis von derzeit ein bis acht Euro je Kilo eine wiederkehrende Einnahmequelle.
VORSICHT – Eichenprozessionsspinner!!! Wie mittlerweile fast flächendeckend in Bayern werden auch die Eichen des „Höflings“ seit einigen Jahren vom Eichenprozessionsspinner heimgesucht. Dabei stellen die Raupen des Nachtfalters weniger für die Eiche selbst, die sich nach einmaligem Kahlfraß gut regenerieren kann, als vielmehr für den Menschen eine ernstzunehmende Gefahr dar. Ihre nur 0,2 mm langen giftigen Brennhaare lösen Reizungen der Haut und der Schleimhäute bis hin zu allergischen Schocks aus! Dabei ist nicht nur der direkte Kontakt mit der Raupe, sondern auch das Berühren oder Einatmen der nach der Verpuppung verbliebenen Brennhaare aus den Häutungsnestern gefährlich. Diese verbleiben oft über Jahre am Baum und das Toxin der Brennhaare ist über mehrere Jahre aktiv. Fallen die Gespinste herab oder werden durch Baumfällungen verteilt, reichern sich die Brennhaare auch im Unterholz und Bodenbewuchs an.
Raupen des Eichenprozessionsspinners (Foto: Christoph Josten, ZWFH)
Betreten Sie die Eichenbestände nicht- die Brennhaare befinden sich auch in der Laubstreu am Boden!
Raupen und Gespinstnester nicht berühren!
Bei Kontakt Kleidung wechseln, duschen und Haare waschen!
Bei starken allergischen Reaktionen sollte ein Arzt aufgesucht werden!
Auch Tiere sind gefährdet. Nehmen Sie ihren Hund an die Leine!
Das Betreten der alten Bestände birgt auch in besonderem Maße waldtypische, natürliche Gefahren wie das Herabfallen von morschen Ästen oder Umstürzen von Bäumen nicht nur bei Sturm oder Gewitter!
Anfahrtsbeschreibung
Sie verlassen Sulzbach-Rosenberg auf der B 14 in Richtung Hahnbach. Nach rund 700m biegen Sie rechts nach Gallmünz ab und nach weiteren 350m links in die Konrad-Adenauer-Straße. Spätestens auf Höhe des Bolzplatzes parken Sie ihr Auto auf einem der ausgewiesenen Parkplätze. Nun folgen Sie zu Fuß einem der in den Wald führenden Pfade und stoßen nach rund 200m auf die Forststraße, die zu unserem Bestand führt (siehe Skizze im BayernAtlas).